Nikolai Roth im Interview

Die Immobilienbranche ist im Wandel. PropTech-Unternehmen bieten digitale Lösungen an, um Prozesse in der Branche zu optimieren. Da die Zutrittskontrolle ebenfalls einen wichtigen Teil in der Immobilienverwaltung ausmacht, ist es für uns wichtig, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben. Der PropTech-Experte, Nikolai Roth, erklärt in unserem Interview, inwiefern sich der Sektor aufgrund der Coronapandemie verändert hat und welche Trends den Markt 2021 bestimmen werden.

1. Als Gründer und Geschäftsführer von Maklaro und dem PropTech-Blog, haben Sie einen guten Einblick in den deutschen PropTech-Markt. Welche drei großen Trends werden die Branche 2021 prägen?

Es steht außer Frage, dass Corona und die gesamte Situation im vergangenen Jahr ein Umdenken in vielen Branchen angestoßen hat – so auch im PropTech-Sektor. Ich gehe davon aus, dass hinsichtlich der Nutzung von Gewerbe- und Büroimmobilien ein Wandel stattfinden wird. Es hat sich gezeigt, dass flexible Arbeitsplatzmodelle sehr wohl funktionieren und das riesige Bürokomplexe längerfristig einen anpassungsfähigen Nutzen haben müssen. 

Weiter werden sich die Auswirkungen der Pandemie auch in Konsolidierungen in zahlreichen Bereichen bemerkbar machen. Covid-19 verlangsamt die Entscheidungen der Etablierten nochmal massiv und dabei muss man berücksichtigen, dass diese in der Vergangenheit nicht unbedingt die Entscheidungsfreudigsten waren. 

Der letzte Trend, um da in eurer Formulierung zu bleiben, wird meiner Meinung nach BIM sein. Alle finden es geil und keiner machts! Eine wirklich umfassende Building Information Modeling Plattform fehlt dem Markt aktuell noch. Wenn ein PropTech es wirklich schafft, alle Gewerke auf (s)eine Plattform zu bekommen, wäre das ein wahrer Zugewinn für die Branche. 

2. Der PropTech-Markt ist mittlerweile sehr groß, allein in der DACH-Region gibt es derzeit über 450 Unternehmen, Wie filtern Sie spannende neue Geschäftsmodelle heraus?

Der Prozess hat sich in den letzten Jahren der Szene angepasst. Wie ihr ja schon sagt, mittlerweile gibt es sogar knapp 470 Unternehmen in der DACH-Region und es werden kontinuierlich mehr. Als ich 2016 mit Proptech.de angefangen habe, war die Situation eine andere. Vor allem das Filtern von Informationen, die Recherche für die Artikel und die Pflege des Map-Projekts sind heute weitaus umfangreichere Aufgaben. Ich bin immer auf der Suche nach den neuesten Ideen, die die Branche zu bieten hat. Hierbei ist vor allem das Networking und der stetige Austausch wichtig. Oft kommen aber auch neue PropTechs aktiv auf mich zu und schicken mit ein Pitchdeck o.ä. Wer aber wirklich gut ist, fällt in der Regel ohne großes Zutun auf. 

3. Sie unterscheiden in Ihrer “PropTech-Landkarte” zwischen 13 verschiedenen Bereichen. In welchen Anwendungsbereich gibt es bisher die meisten marktfähigen Lösungen? 

Eigentlich spreche ich eher von 11 Bereichen und dann kommen noch Acceleratoren und Verbände dazu, wobei man die Frage auch für diese beiden Bereiche stellen könnte. Es gibt nicht den einen großen Sektor der Map, der alle anderen dominiert. Ich beobachte eher eine Verschiebung und Fluktuation der Investments. Aus meiner Sicht sind es aktuell die Bereiche „Vermietung und Verkauf“, „Immobilienverwaltung“, „Crowdfunding“ und „Visualisierung“. Hier sind in den vergangenen 12 Monaten sehr hohe Investments geflossen.

PropTech Übersicht

4. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach digitale Zutrittskontrolle derzeit in der Immobilienverwaltung? Und wo sehen Sie noch Potential?

Für mich spielt das digitale Zugriffsmanagement in der Immobilienverwaltung eine zentrale Rolle. Vor allem das Management der Zugriffsrechte einzelner Personen kann so spielend leicht geregelt werden. Dies ist gerade in größeren Komplexen oder Bürogebäuden ein enormer Praktikabilitätsfaktor. 

Eine digitale Zutrittskontrolle ist insbesondere bei der Vermietung von Liegenschaften mit hoher Frequenz z.B. temporäre Vermietung, Coworking Spaces oder Studentenwohnungen sinnvoll und erspart eine Menge Arbeit, Overhead und Logistik. Stichwort Schlüsselübergabe: Ein leidiges und bis heute immer noch zeitraubendes Thema. 

Potenzial sehe ich noch im privaten Bereich. Hier wird es vor allem dann interessant, wenn ein temporäres Zugriffsrecht für die Haushaltshilfe oder für den Paketservice gewährt werden kann. Ich denke in der nahen Zukunft wird sich aber auch in diesem Geschäftsbereich einiges bewegen. 

5. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Immobilienwirtschaft?

Mehr Offenheit und ein stärkerer kooperativer Gedanke. Der PropTech-Markt ist smart, innovativ und wächst schnell. Leider sehen die etablierten Unternehmen der Branche, die auch von den schnellen Prozessen profitieren könnten, diese Vorteile eher selten. Ein Grund dafür liegt allerdings auch in den angebotenen Produkten des PropTechs, die häufig nur Insellösungen sind. Hier müssen durch Kooperationen innerhalb der PropTechs Bundle-Lösungen aufgesetzt werden, um Probleme ganzheitlicher zu lösen. 

Eine weitere Herausforderung der Start-Ups liegt in der Tatsache, dass sie häufig als Konkurrenz betrachtet werden und nicht als Chance auf eine gemeinsame Weiterentwicklung. Jedoch sind 95 % der PropTechs auf eine Kooperation mit Etablierten angewiesen, da sie ein B2B-Geschäftsmodell verfolgen. Wir sollten als Branche insgesamt Synergien nutzen und verstehen, dass die Zusammenarbeit mit PropTechs zu schnelleren Lösungen führt. Ein Effort von beiden „Seiten“ der Branche würde zu einer Beschleunigung der noch recht trägen Entwicklungsprozesse führen und alle würden ungemein davon profitieren.

Interview mit Nikolai Roth, Gründer | Maklaro & Proptech.de

Nikolai Roth

Nikolai Roth ist Gründer und Geschäftsführer von Maklaro, Anbieter von Services zum digitalen Farming für Makler, die eine Effizienzsteigerung entlang der gesamten Wertschöpfung des Immobilienverkaufs ermöglichen. Den Ursprung für das digitale Produktportfolio des Unternehmens bildet die langjährige Marktpräsenz von Maklaro als digitaler Immobilienmakler. Außerdem bloggt Nikolai Roth seit 2016 auf PropTech.de über die Digitalisierung der Immobilienbranche und ist darüber hinaus im Vorstand der German PropTech Initiative e.V.

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