Im Bereich der Sicherheitstechnologie spielen Zutrittskontrollsysteme eine zentrale Rolle, um Gebäude zu sichern und den Zugang zu verwalten. Mit der fortschreitenden Digitalisierung stellt sich die Frage: Wie weit ist Deutschland in Sachen digitalisierte Zutrittskontrolle und welche Entwicklungen zeichnen sich ab?
In einem Interview mit Michael Stuer von Portier, das von der Fachzeitschrift Protector im September 2024 veröffentlicht wurde, wird der aktuelle Stand der Digitalisierung im Bereich Zutrittskontrolle in Deutschland eingehend beleuchtet. Dabei stellt Stuer fest, dass sich die Branche zwar in die richtige Richtung bewegt, jedoch noch einiges an Potenzial ungenutzt bleibt.
Wo stehen wir in Sachen Digitalisierung?
Laut Michael Stuer hat Deutschland bereits bedeutende Fortschritte im Bereich der Zutrittskontrolle gemacht, insbesondere in Branchen mit hohen Sicherheitsanforderungen, wie etwa der Industrie oder im öffentlichen Sektor. In vielen Regierungs- und Industriegebäuden sind inzwischen moderne Zugangssysteme integriert, die auf einer Kombination aus biometrischer Erkennung und digitalen Schlüsseln basieren.
Dennoch zeigt er auf, dass es im Vergleich zu anderen Ländern Nachholbedarf gibt, wenn es um die flächendeckende Integration digitaler Lösungen geht. Auch unsere eigenen Daten unterstützen diese Einschätzung. Sie verdeutlichen, dass Deutschland im Vergleich zu Ländern wie den Niederlanden oder den skandinavischen Staaten eine deutlich geringere Akzeptanz gegenüber Smart Locks und Mobile Credentials aufweist.
“Der deutsche Markt zeigt eine interessante Mischung aus digitalem Fortschritt und traditionellen Ansätzen.”, fasst Stuer im Interview in der Protector-Ausgabe passend zusammen. ¹
Stuer betont, dass Deutschland in puncto Innovation nicht zurückfallen darf und die Unternehmen in Zukunft verstärkt in cloudbasierte Systeme und IoT-Technologien (Internet of Things) investieren sollten. Dabei zeigen „selbst hochkonservative Unternehmen (…) vorsichtiges Interesse an einer Cloud-Lösung ab dem nächsten Jahr.“
Ein Bericht von Assa Abloy aus dem Jahr 2021 unterstützt diese Ansicht und zeigt, dass Unternehmen in den nächsten Jahren verstärkt auf Mobile Credentials und Cloud-Lösungen setzen wollen. Dies biete nicht nur Komfort, Sicherheit und Flexibilität, sondern ermögliche auch eine bessere Integration von Sicherheits- und Gebäudemanagementsystemen .²
Mit welchen Herausforderungen sind wir bei der Umsetzung konfrontiert?
Ein zentrales Thema des Interviews ist die Herausforderung, bestehende analoge Zutrittssysteme in eine digitale Infrastruktur zu integrieren. Stuer erklärt, dass viele Unternehmen zwar offen für die digitale Transformation sind, die Umsetzung jedoch oft an der „Komplexität der bestehenden Systeme“ und der mangelnden Kompatibilität mit neuen Technologien scheitert. Hier sei eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Dienstleistern notwendig, um „bruchfreie Lösungen“ zu schaffen, die sich einfach in bestehende Umgebungen integrieren lassen.
“Ein Umrüsten auf ein digitales Zutrittssystem wird häufig mit der Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur verknüpft. Das geht normalerweise nur mit einem hohen Aufwand und erheblichen Kosten einher. Daher muss sich ein digitales Zutrittssystem mit minimalem Eingriff in die vorhandene Gebäudeinfrastruktur integrieren lassen.”, erklärt Jochen Schurich, Mitbegründer von Tapkey.
Auch in der Studie von Assa Abloy zeigt sich, dass die Integration von Zutrittskontrollsystemen in andere Sicherheits- und Gebäudemanagementfunktionen von entscheidender Bedeutung für die Branche ist. 92 % der Fachleute betrachten offene Architektur, die Interoperabilität zwischen verschiedenen Technologien ermöglicht, als wichtig.²
Welche Vorteile bringt die Digitalisierung mit sich?
Die Digitalisierung bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die weit über die bloße Automatisierung bestehender Prozesse hinausgehen. Laut Michael Stuer liegt ein zentraler Vorteil in der deutlich erhöhten Flexibilität und Effizienz moderner Zutrittskontrollsysteme. Insbesondere Lösungen, die auf mobiler Authentifizierung basieren, erlauben es, Zugangsberechtigungen in Echtzeit zu verwalten und individuell anzupassen. Dies ermöglicht eine dynamischere Verwaltung von Zutrittsrechten, die besonders in flexiblen Arbeitsumgebungen, bei Coworking-Spaces oder in Szenarien mit temporären Zugängen, von großem Nutzen ist.
Darüber hinaus tragen digitalisierte Systeme zu einer erhöhten Transparenz bei. Alle Zutrittsvorgänge werden lückenlos dokumentiert, was die Überwachung erleichtert und im Falle von sicherheitsrelevanten Vorfällen eine schnelle Nachverfolgung ermöglicht. Dies reduziert nicht nur administrative Aufwände, sondern erhöht auch die Sicherheit, indem unbefugter Zutritt schneller erkannt und verhindert werden kann.
Wie gewährleisten wir Sicherheit und Datenschutz?
Ein zentraler Aspekt der Digitalisierung von Zutrittskontrollsystemen ist die Sicherheit der eingesetzten Technologien und der Schutz personenbezogener Daten. Gerade in Deutschland, wo die Datenschutzgesetze besonders streng sind, sind Unternehmen dazu verpflichtet, den Schutz von personenbezogenen Daten bei der Implementierung digitaler Zutrittssysteme sicherzustellen. Der Einfluss der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) hat dazu geführt, dass Anbieter von Zutrittskontrollsystemen ihre Sicherheitsarchitektur an die hohen Anforderungen anpassen mussten.
In diesem Zusammenhang betont Stuer, dass „hohe Anforderungen an den Datenschutz gestellt werden“ und dies auch in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung neuer Zutrittslösungen spielen wird.
Was erwartet uns in Zukunft?
Zusammenfassend stellt Stür fest, dass Deutschland auf dem Weg zu einer umfassenden Digitalisierung der Zutrittskontrollsysteme ist, jedoch weiterhin Anstrengungen unternommen werden müssen, um im internationalen Vergleich nicht zurückzufallen. Investitionen in Cloud-Lösungen, IoT und Kollaborationen zwischen Herstellern seien der Schlüssel, um eine sichere und effiziente Zutrittskontrolle zu gewährleisten.
“Um resilient und wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte die Branche offen für Digitalisierung und Integration sowie Partnerschaften sein.”, so Michael Stuer.
Und was sollen wir sagen? We couldn’t agree more! Kooperationen und strategische Partnerschaften sind von grundlegender Bedeutung für die Verbesserung der Geschäftsergebnisse – auch in der Zutrittskontrollbranche.
Quelle:
¹ Protector 09/24: Zutritt und Digitalisierung – wie weit ist Deutschland?: https://www.protector.de/zutritt-und-digitalisierung-wie-weit-ist-deutschland
² IFSEC Global und ASSA ABLOY: Bericht zur drahtlosen Zutrittskontrolle 2021: Der Schritt zu mehr Komfort mit mobilem Zutritt und integrierten Systemen.
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